Dieser Leserbrief Bote der Urschweiz/Januar 2020:

5G: Schwyz soll noch zuwarten

Im „Boten“ vom 20. Dezember 2019 erklärt Guido Streiff vom Amt für Umweltschutz, dass der Kanton Schwyz 5G-Antennen bewilligen müsse, wenn die gesetzlichen Emissionsgrenzwerte und Bauvorschriften eingehalten seien. Das stimmt so nicht: Die Grenzwerte von 5G-Antennen lassen sich technisch heute noch gar nicht korrekt bestimmen, messen und kontrollieren. Die Voraussetzung zur Bewilligung der Baugesuche ist nicht gegeben.

Die Grenzwerte von adaptiven „beam forming“-Antennen können weder gleich bestimmt werden wie jene von 4G-Antennen noch lassen sie sich gleich messen. Ein akkreditiertes Messverfahren fehlt ebenso wie die seit Langem in Aussicht gestellte Vollzugshilfe des Bundes. Niemand weiss, ob und wie starkt adaptive Antennen privilegiert werden dürfen, um hierbei das Vorsorgeprinzip des Staates, seiner Bürger/innen zu schützen, nicht zu verletzen.

Aktuell können noch gar keine korrekten Abnahmemessungen stattfinden, da dafür erst offizielle Messempfehlungen vorliegen und Messfirmen für die Abnahmemessungen von adaptiven Antennen akkreditiert werden müssten. Die Betreiber müssen mit Qualitätssicherungssystemen sicherstellen, dass die Grenzwerte der NIS-Verordnung eingehalten werden, was aktuell noch gar nicht möglich ist, da die verfügbaren QS-Systeme nicht für 5G-Antennen ausgelegt sind.

Wie kann eine Behörde einfach darüber hinwegsehen, dass die von ihr bewilligten Anlagen gar nicht auf die Einhaltung der Grenzwerte überprüft werden können? Nicht umsonst haben die Kantone, Genf, Waadt, Jura wie auch Gemeinden wie Baar beschlossen, Baugesuche für 5G-Antennen vorläufig zu sistieren, bis die Grundlagen für eine Bewilligung gegeben sind.

Der Kanton Schwyz ist gut beraten, die voreiligen 5G-Gesuche zur Überarbeitung zurückzuweisen oder zu sistieren und Vollzugshilfe, anerkanntes Messverfahren und funktionierende Qualitätssicherungssystee abzuwarten. Erst dann wird es möglich sein, Gesuche ernsthaft zu beurteilen, ohne die Gesundheit der Bevölkerung leichtsinnig aufs Spiel zu setzten.

Ivo Tschümperlin und André Brugger, Schwyz